Von Tel Aviv machte
ich mich am Sonntag auf den Weg nach Ramallah, wobei ich den
Qualandia-Checkpoint zwischen Jerusalem und Ramallah überqueren
musste. In Jerusalem angekommen, suchte ich den Bus zum Damaskus Tor
und scheiterte anfangs an sprachlichen Missverständnissen. Auf
hebräisch heisst dieses nämlich “Sha'ar Shechem” und bei der
Erwähnung von Damaskus verwiesen sie mich freundlich darauf, dass
ich im falschen Land sei und ob ich wirklich momentan dort hin reisen
will? Naja, schlussendlich fand ich den Bus und dank übermässigem
Verkehr wurde aus einer kurzen Busfahrt eine einstündige Stadt- und
Glaubensführung.
Ich fühlte mich in
der Zeit zurück versetzt, wenn ich aus dem Bus die geschäftig durch
die Strassen laufenden, schwarz-weiss gekleideten, kleinen Männlein
mit ihren runden Brillen, grossen Hüten, langen Bärten und
gepflegten Kotletten-Locken, beobachtete. Kurz darauf kam ich ins
Gespräch mit einem Juden, der mir stolz über seinen Glaube
erzählte, wobei er seine Weisheiten immer wieder von hebräischen
Zitaten zu unterlegen wusste. Als ich ihm erzählte ich sei
Medizinstudentin, erwiederte er zum Beispiel: “Nur die guten Ärzte
kommen in die Hölle”.
Später sass ich im
Bus nach Ramallah und musste mich erstmals nach einigen Tagen
hebräisch und Kippa an arabisch und Kopftuch gewöhnen.
Unterstrichen wurde dieser Ganze Kontrast von DER Mauer, die ich beim
Qualandia-Checkpoints zum ersten Mal erblickte. Ein komisches Gefühl
überkam mich, wenn ich dieses Nadelöhr bewacht von schwer
bewaffneten Soldaten und umgeben von mit Parolen besprayten Wänden
passierte und diese ganze Absurdheit machte mich sowohl wütend als
auch traurig.
Am Busbahnhof holte
mich Taka, mein amerikanisch-japanischer Mitbewohner und Mitarbeiter
ab und führte mich durch die Strassen zu unserem Appartment. Ich
hatte definitiv was anderes erwartet und war erfreut als ich das
riesige Wohnzimmer mit mindestens 5 Sofas, die Regale voller Bücher,
Wände dekoriert mit politischen Postern und mein grosses Zimmer mit
Doppelbett erblickte. Spätestens nach der riesenSchweizerflagge die
ich auf dem Weg zur Wohnung vor dem Mövenpick-Hotel aufgespannt sah
und der Tatsache, dass mein zweiter Mitbewohner ein Schweizer ist,
fühlte ich mich fast schon wie zuhause ;).
Die nächsten Tage
waren sehr aufregend. Einerseits begann bereits am Montag mein
Praktikum bei der Palestinian Medical Relief Society (PMRS) und zudem
lernte ich jede Menge Voluntäre, Palästinenser, Beduinen und deren
Geschichte kennen. Aber mehr dazu im nächsten Post.
Nun muss ich
nämlich das kommende Wochenende (hier Freitag und Samstag)
vorbereiten. Taka hat mich eingeladen mit ein par Freunden ein Auto
zu mieten. Heute Abend gehen wir nach Tel Aviv, wo Freunde von ihnen
eine Party organisieren, danach geht's zum See Genezareth, wo wir am
See campen werden und danach in die Golanhöhen wandern gehen. Ich
hoffe ich muss nicht fahren, der Verkehr hier ist total verrückt und
wie uns gestern der Ambulanzfahrer beim Nachtessen mit seiner
siebenköpfigen Familie erklärte gilt: “Ob rot, orange oder grün
an der Ampel, alle bedeuten das gleiche hier...”
Salam,
Johanna
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